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Los Banditos: Apokalypse der Liebe (Review)

Artist:

Los Banditos

Los Banditos: Apokalypse der Liebe
Album:

Apokalypse der Liebe

Medium: CD/LP
Stil:

Soulbeat

Label: 6:5/Oton Verlag
Spieldauer: 53:45
Erschienen: 28.10.2016
Website: [Link]

Es gibt ganz selten Alben, die Kritiker nicht nur wenn sie es betrachten, sondern dann auch gleich hören, sofort sprachlos machen – Sprachlos ausschließlich im positiven Sinne. Apokalypse der Liebe von den LOS BANDITOS jedenfalls gehört genau in diese Kategorie!

Natürlich darf ich hier bereits im Vorfeld der Review niemandem verschweigen, dass ihn nicht nur die zwei herrlich geilen „ungebräunten“ Mädchen-Ärsche auf dem Cover erwarten, sondern in dem auf Mini-Poster-Größe ausklappbaren Booklet auch ein nackter langhaariger Jugendlicher, bei dem man einen ordentlichen, tatsächlich nicht weggepixelten Schwanz samt dicker Eier bewundern darf. Die wahre Apokalypse!!!
Und es apokalypst weiter, wenn man dann – neugierig geworden – die Presseinfo unter der Bandseite dieser verrückten, in den 50er- und 60er-Hippie-Jahren in vaginaler Penisqual steckengebliebenen Kapelle liest, in der es unter anderem heißt: „Schallwellen surfend hatten die Hippies doch noch den Krieg gewonnen. Die Apokalypse der Liebe hätte auch ihren Vorfahren helfen können, aber Geiz und Arbeitswahn hatten sie zum Untergang verdammt. Endlich mal wieder Musik zu der man ficken kann.“ Gut, der Kritiker muss zu seiner Schande ehrlich zugeben, dass er das bisher noch nicht versucht hat – muss aber unbedingt nachgeholt werden. Wahrscheinlich kriegt man mit den LOS BANDITOS jede holde Weiblichkeit nach einer satten Schlammschlacht nicht ins Bettchen, sondern auf die reich beblümte Wiese zum Austausch anderer Flüssigkeiten. Nur Vorsicht, lasst eure Holde vorher nicht das Booklet ausklappen, bei einem Größenvergleich könntet ihr wahrscheinlich ganz schnell den Kürzeren ziehen. Natürlich dürfen wir deshalb auf „Typhoon der Leidenschaft“ auch ekstatische Beischlafgeräusche hören, womit dieser Titel als Vorspiel zum geplanten Begattungsritual besonders zu empfehlen wäre, aber bitte aufpassen, denn schon knapp eine Minute später beginnt die an alte Western erinnernde Nummer „Der unheimliche Surfer“ mit einem schrecklichen, wohl bei Hitchcocks „Psycho“ ausgeborgten Schrei! Das könnte wiederum abturnend sein, außer man schafft die ganze sich vorgenommene Rammelei innerhalb dieser Minute.

Die LOS BANDITOS nennen ihre verrückten Klangungeheuer aus der Vergangenheit, die sie leidenschaftlich wiederbeleben, „Soulbeat“. Das passt einfach perfekt, denn Soul und Beat treffen genauso wie Swing, Jazz, Country, Surf, natürlich auch Rock‘n‘Roll und Neue Deutsche Welle in ihrer Musik aufeinander und werden mit zahlreichen Sound-Schnipseln aus Filmen und Gimmicks plus deutsch gesungenen, abgefahrenen Texten angereichert. Permanent muss der Ossi garantiert auch an die DDR-Beat-Zeit Ende der 50er bis Anfang der 70er denken, als die kommunistisch verpeilten Polit-Eminenzen tatsächlich eine DDR-Gegenbewegung zu all den BEATLES, STONES und „dekadenten“ Rock‘n‘Rollern schaffen wollten – weil sie ihren so heiß geliebten Sozialismus durch die West-Musik bedroht sahen -, dabei sogar 1959 den Modetanz „Lipsi“ (Übersetzt würden wir ollen Sachsen „Leipziger“ dazu sagen!) erfanden, der nichts anderes als eine leicht abgewandelte 6/4-Takt-Form des „Rock‘n‘Roll“ oder „Twist“ mit einer viel leichteren Standard-Schrittkombination war. Und hinterher geht‘s dann gleich mit THOMAS NATSCHINSKI in die Mokka-Milch-Eisbar zum „Green Onions“-Essen! Und wie nah den LOS BANDITOS der DDR und ihren Traditionen stehen, hört man nicht nur auf ihrem aktuellen Album, in dem sich beispielsweise auch ein PUHDYS-Zitat von deren ersten, noch echt guten Album versteckt, sondern auch an einer ureigenen Interpretation der DDR-Nationalhymne.
Selbst dem „Beat Club“ zollten die vier Musik-Herren aus einer anderen Galaxie, welche aber locker auch den Beat Club hätten aufmischen können, auf ihre Weise Anerkennung.

Mit RAINALD GREBE hat sich außerdem bereits ein großer Name als LOS BANDITOS-Fan geoutet und sogar ausgiebig seinen verbalen Senf zu ihrer feurigen Musik dazugegeben, wobei hier ein paar Zeilen unbeding Erwähnung finden müssen: „Die neue, brandalte Scheibe ‚Apokalypse der Liebe‘ erinnert mich an die alte Zeit, als ich noch keine Arthrose im Knie hatte und richtig gut hotten konnte. Jetzt habe ich Arthrose und höre diese fluffige Mucke und hotte wieder ab. Am besten gefällt mir der Song ‚Pik Ass‘, weil da lustige Worte gezwitschert werden.“ Na, Herr Grebe, so ein großes Lob ist das bei der Erwähnung gerade dieses Titels nun wirklich nicht, denn er ist die einzige Coverversion auf dem Album – vielleicht zugleich auch eine Art LOS BANDITOS-Nachruf auf LEMMY KILMISTER -, nämlich „Ace Of Spades“ (auf Deutsch eben „Pik Ass“) von MOTÖRHEAD. Sogar Aussagen vom leidenschaftlichen Pokerer Kilmister, der beispielsweise davon sprach, dass „Ace Of Spades“ die Karte des Teufels sei, sind darin zu finden. Diese Cover-Version ist eben von witzigen Ideen und gekonnter musikalischer Meisterschaft geprägt.

Wer jetzt vielleicht glaubt, dass die LOS BANDITOS uns irgendwelche Spaß-Mucke hinklatschen, wie wir sie in den immer unerträglicheren Comedy-Shows geboten bekommen, irrt sich gehörig. Denn die Musik auf „Apokalypse der Liebe“ ist rundum ein Hochgenuss, der von absoluten Könnern ihres Fachs, die zugleich einen gehörigen Sinn für Humor besitzen, präsentiert wird. Noch dazu kommt, dass auf der Rückseite des Digipaks zu lesen ist: „In hoher Stereo-Qualität genießen!“ Auch das ist nicht etwa ein plumper Spaß, sondern verdammt ernst gemeint, denn die CD läuft während der Besprechung auch auf einer High-End-Anlage, die jede produktionstechnische Schluderei unerbittlich aufdeckt. „Apokalypse der Liebe“ offenbart sich aber als ein wahrer Klang-Hochgenuss!

Wessen Neugier nach all diesen Zeilen noch immer nicht geweckt ist, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen und wahrscheinlich lässt er sich etwas entgehen, was so ungewöhnlich ist, dass man es unbedingt einmal antesten sollte! Auch werden ihn dann die letzten Worte – zugleich ein FAZIT – von den LOS BANDITOS höchstselbst verfasst – nicht mehr erreichen: „Unwiderruflich und unabwendbar treiben die Musikanten des Teufels ihren Soulbeat über die Ekstase bis zur absoluten Apokalypse der Liebe. Giganten des Rock verzweifeln beim Anblick dieser Formation und fliehen in ihr Studio. Die LOS BANDITOS bringen dieses Testament des Rock‘n‘Roll in Perfektion auf die Bühne. Rumänien ist die Küche, Mexico das Wohnzimmer, Amerika das Klo, Deutschland der Kühlschrank. Das gesamte Universum ihr Schlafzimmer. Das muss man hören und sehen!“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6148x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Onyx 5.7
  • Suzi Rage
  • Hitbeat
  • Koh Wai Khan
  • Terrorgefahr auf B7
  • Das schwarze Loch
  • Ein gutes Geschäft
  • Pik Ass
  • Der Präsident will tanzen
  • Petra und der Wolf
  • Typhoon der Leidenschaft
  • Der unheimliche Surfer
  • Aktiv
  • Apokalypse der Liebe

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Tonyphlex
gepostet am: 11.11.2016

User-Wertung:
15 Punkte

retromoderne und zeitlos geile Mucke.
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